20
02
2017

SK Apnoe I in Elmshorn 2017 – Da bleibt dir die Luft weg!

Spezialkurs Apnoe I in Elmshorn 2017 – Da bleibt dir die Luft weg!
von Walter Baitis

Am letzten Wochenende im Januar 2017 fand der Spezialkurs Apnoe I des Tauchsport Landesverbandes Schleswig-Holstein e.V. statt. Nachfolgend berichte ich über meine Erlebnisse an diesem Wochenende.

Ursprünglich komme ich vom Gerätetauchen. Apnoetauchen, das Tauchen ohne Drucklufttauchgerät, habe ich erst vor kurzem für mich entdeckt. Ich tauche und trainiere in Bremen. In meinen dortigen Landesverband gibt es jedoch keinen einzigen aktiven Apnoetrainer. Das möchte ich gerne ändern. Daher hörte ich mich intensiv um, wo ich in möglichst kurzer Zeit [tmin] einen möglichst hohen Fülldruck [Pmax] in Sachen Apnoetauchen erreichen könnte. „Wenn ihr Apnoe lernen wollt, geht nach Elmshorn“, wurde uns immer wieder zugeraunt. Gesagt getan. Ein Blick auf die wunderbar benutzerfreundliche Website des Landesverbandes Schleswig-Holstein [http://www.tlv-sh.de] verriet mir, dass vom 28. Januar bis 29. Januar 2017 der nächste Spezialkurs Apnoe I stattfinden sollte. Angemeldet, hingefahren.

Die Erwartungen meiner Begleiterin Janina und mir an das Seminar waren „Spaß haben“ und „Tipps bekommen“, um unser Training in Bremen zu beleben. Erleben sollten wir jedoch ein über eineinhalb Tage perfekt austariertes Seminarprogramm mit fundiertem Theorieinput durch das geballte Sternewissen der fünf operierenden Apnoetrainer, viel Praxis in einem 50 Meterbecken und der Aufbruch in neue Dimensionen beim Kundalini-Yoga mit Sharanne Wheeler. Abgereist sind wir nach 48 Stunden Inkubationszeit mit einer chronischen Apnoevirusinfektion, Prognose lebenslang unheilbar. Doch der Reihe nach.

Janina und ich machten uns bereits am Freitagabend gen Norden auf, da wir das freundliche Angebot von Tina, Sharanne und Katja, am Vereinstraining der Elmshorner TSV Schlickteufel e.V. teilzunehmen, dankend annahmen. Dadurch konnten wir uns schon vor Kursbeginn mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut machen, einige der Trainer bereits persönlich kennenlernen und erste Erfahrungen mit der neuen Disziplin Apnoe sammeln. Als wir die Schwimmhalle des Badeparks Elmshorn betraten, fühlten wir uns ein wenig wie Astronauten auf einem Weltraumbahnhof. Das eigentliche Freiluftbecken wird in den Wintermonaten mit einer 70m x 30m großen Traglufthalle, die nur durch Überdruck ohne zusätzliche Träger von einer freischwebenden Kunststoffaußenhülle umschlossen wird, zum Hallenbad. Nachts leuchtet die gesamte Halle dadurch in die norddeutsche Dunkelheit hinein, wie die internationale Raumstation am Nachthimmel.

Beim Abendtraining mussten wir dann erkennen, dass unser Geheimtipp gar nicht so  geheim war, sondern in der Szene schon weithin verbreitet. Einige Teilnehmer hatten eine viel weitere Anreise als wir. Sogar ganz aus Aachen an der belgischen Grenze waren zwei Apnoetaucher fünf Stunden auf der Autobahn unterwegs. Andere reisten vom ostwestfälischen Lemgo oder aus Schleswig an der deutsch-dänischen Grenze an. Das Training war sehr spielerisch und machte viel Spaß. Sharanne und Katja führten mit uns Frühangereisten eine eigene Trainingseinheit mit einer kurzen Praxiseinweisung und anschließendem Unterwasser-Jenga durch.

Mein Tipp: Die Freitagsanreise ist unbedingt empfehlenswert.

Anschließend gab es ein Stelldichein im Turnerheim, dem Stammlokal der Schlickteufel mit ansprechender Speisekarte und aufmerksamem Personal. Hier zeigte sich, dass der Apnoesport in Elmshorn wirklich lebt. Ich zählte etwa 30 Aktive inklusive der fünf Frühangereisten, die sich hier in lockerer Runde zum Dekobier trafen.

Nach einer Nacht im Mehrbettzimmer im Victor-Andersen-Haus des Kreisjugendrings Pinneberg – gepflegte Ausstattung, aber Ohrstöpsel zum Schutz vor schnarchenden Zimmergenossen nicht vergessen – starteten wir am Samstagmorgen mit dem Kennenlernen aller Teilnehmer und Trainer und der ersten Theorieeinheit. Schon hier zeigte sich der optimale Teilnehmer-Trainer-Proporz: 19 Teilnehmer – Eine Teilnehmerin hatte kurzfristig wegen Krankheit abgesagt. – wurden von 5 Trainern betreut. Und das waren nicht irgendwelche Trainer. Nein, hier war das Who-is-Who der norddeutschen Apnoeszene versammelt: Apnoe-Urgestein und APTL-001 Werner „Mori“ Moritzen, Landesausbildungsleiterin Apnoe Katja Andres, Kundalini-Yogalehrerin und Walfischflüsterin Sharanne Wheeler, Apnoe-Frohnatur Kjell Wassermann (Der heißt wirklich so!) und die gute Seele und Organisatorin des SK Tina Karper.

 

Nach einer Einführung in die Themen Physiologie, Streckentauchen, Yoga und Atemtechnik ging es zum ersten Mal ins Wasser. In dieser Einheit zeigten uns die Trainer die Praxis des Streckentauchens. Bauchatmung, Abstoßen, Gleiten etc. Dann war auch schon Mittagspause und im Anschluss ging es mit einem zweiten Theorieblock zum Thema Zeittauchen weiter.

Bevor wir dann unser gerade erworbenes Wissen über das Zeittauchen im Lehrschwimmbecken des Badeparks in der Praxis erproben durften, schauten wir noch flugs in der Gymnastikhalle der Elsa-Brändstrom-Schule gleich neben dem Badepark vorbei, um an unserer ersten Kundalini-Yogastunde mit Sharanne teilzunehmen. „Yoga? Warum das denn, ich will doch bloß tauchen?“, mag der eine oder andere gedacht haben. Jedoch, Yoga ist die perfekte Ergänzung zum Apnoe. Denn in unserer Yogastunde ging darum, den Brustkorb zu dehnen und eine tiefe Bauchatmung mit Zwerchfellkontraktionen zu üben. So machten wir Bekanntschaft mit Hund, Katze und Kuh, nicht jedoch mit Esel und Hahn. Yoga ist halt Realität und kein Märchen. Hund, Katze und Kuh sind Asanas, Körperstellungen, beim Yoga.

Am Ende eines körperlich herausfordernden und emotional beglückten Seminartags fand das gemeinsame Abendessen im Turnerheim statt. Dort kam es in zwangloser Atmosphäre zum intensiven Austausch über die vielen neuen und positiven Eindrücke des Tages. Zurück im Victor-Andersen-Haus fiel ich müde ins Bett und ansatzlos in einen tiefen Schlaf.

Der nächste Morgen begann im Keller des Anwesens, wo im Frühstücksraum das Frühstücksbuffet kredenzt wurde. Zurück im Seminarraum stand das Thema Brevetierung auf dem Stundenplan. Wir erfuhren, dass es hier vor kurzem einige Veränderungen gegeben hat. Es ist nämlich jetzt auch möglich, ein Brevet ausschließlich für Streckentauchen oder Tieftauchen zu erhalten. Ich persönlich strebe allerdings ganz traditionell das Brevet Apnoe** mit Streckentauchen und Tieftauchen an.

Mein Tipp: Wer ein Brevet anstrebt, sollte sich eine kostenlose Abnahmekarte des VDST besorgen. Die gibt’s im Internet als Download. Es sind beim Seminar ja ausreichend Apnoe-Tauchlehrer anwesend, die erbrachte Prüfungsleistungen bescheinigen können.

Nach einer zweiten Einheit Kundalini-Yoga ging es schon zur letzten Praxiseinheit ins Wasser. Schwerpunkt dieses Mal: Streckentauchen Teil 2, Sicherung eines Apnoetauchers und Rettung eines “verunfallten“ Apnoetauchers inklusive Verbringen an den Beckenrand. Im abschließenden letzten Theorieblock erzählte uns dann Apnoelegende Werner „Mori“ Moritzen alles Wissenswerte zum Thema Ausrüstung inklusive Anschauungsobjekten und vielen Anekdoten. Zum Abschluss gab es dann die begehrten Einkleber für den Tauchpass.

Mein Tipp: Wer Apnoe von Grund auf lernen möchte, sollte sich bei diesem SK unbedingt anmelden. Er wird atemloses Herzblut pulsieren sehen! Einen Wermutstropfen gibt es dennoch: Der nächste SK Apnoe I in Elmshorn findet leider erst in 2018 statt. Und für mich geht’s schon im Sommer mit dem SK Apnoe II in Hemmoor weiter. Der Schwerpunkt liegt hier dann beim Tieftauchen.

Autor: Julian Mühlenhaus