02
07
2018

Bericht zur Praxisfortbildung für Ausbilder am 17.06.2018 in Kiel

„Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein!“ Phillip Rosenthal, Unternehmer

Wer sich mit Tauchen nicht nur als Gelegenheitsvergnügen, sondern als Ausbilder beschäftigt, stellt heute schnell fest, dass sich in den letzten Jahren in unserem Sport viel getan hat. Auf der einen Seite dringen sinnvolle Erkenntnisse aus dem „Technischen Tauchen“ aufgrund wachsender Beliebtheit auch in den Sporttauchbereich vor, auf der anderen Seite bringt das Aufkommen neuer Trends, wie dem Sidemount-Tauchen neue Herausforderungen für Ausbilder und Taucher mit sich.

Am 17.04.2018 trafen sich acht wissbegierige VDST-Ausbilder*innen auf Einladung von Adreas Bock, Maren Isigkeit, Dirk Lehmann und Holger Amecke zur „Praxisfortbildung für Ausbilder“, um sich auf den neusten Stand der Tauchtheorie bringen zu lassen und die eigenen praktischen Fertigkeiten auszuweiten oder zu verfeinern.

So wurden die Vorteile einer standardisierten Ausrüstungskonfiguration vorgestellt und diskutiert. Die VDST-Empfehlungen für die Ausrüstungskonfiguration sind für Ausbilder eigentlich verbindlich, trotzdem haben sie sich noch nicht überall durchgesetzt. Ausdrücklich ohne jemanden „bekehren zu wollen“ gingen Andreas Bock und das Ausbilderteam auf individuelle Ausrüstungsfragen ein und gaben Anregungen zu Verbesserungen. Wie sich häufig zeigt, entsteht die Skepsis gegenüber neuen Standards und Ansätzen oft aus Missverständnissen. Deshalb wurden auch Neuigkeiten aus der Tauchgangsplanung, beispielsweise das Konzept des „Umkehrdrucks“ vorgestellt und erläutert.

Als aktuellste Neuerung ist das Sidemount-Tauchen in das Ausbildungsportfolio des VDST aufgenommen worden. Dieser Tauchstil, bei dem die Flaschen nicht mehr auf dem Rücken, sondern seitlich neben dem Körper getragen werden, wurde ursprünglich von Höhlentauchern entwickelt, um damit besser durch enge Passagen tauchen zu können. Im Sporttauchbereich wird dieser Tauchstil immer beliebter. Das liegt zum einen daran, dass die Flaschen einzeln zum Wasser getragen werden können und somit der Rücken entlastet wird, auf der anderen Seite die Ventile der Flaschen sehr einfach durch den Taucher selbst zu erreichen sind. Es wurde aber auch schnell klar, dass diese noch junge Tauchdisziplin derzeit noch nicht standardisiert ist. Es gibt keine verbindlichen Ausrüstungskonfigurationen und Prozeduren, wie z.B. die Gasspende für einen anderen Taucher. Errungenschaften, die die Taucher mit Rückengerät mühsam über die letzten Jahre in Form von Standards erarbeitet haben, werden hier teilweise wieder relativiert bzw. müssen angepasst werden. Die praktische Relevanz wurde deutlich, als die Anwesenden von der Vielzahl der Sidemount-Taucher*innen in ihren Clubs berichteten. Die dadurch häufig entstehenden gemischten Teams sind heute nur schlecht auf mögliche Notfallsituationen vorbereitet.

Tauchen findet im Wasser statt! Mit diesem Hinweis im Hinterkopf gingen wir zum praktischen Teil des Lehrgangs über. Die Schwimmhalle der Universität Kiel bietet mit ihrer Tiefe von 5 Metern dafür die optimalen Voraussetzungen. Aufgeteilt in drei Gruppen wurde während zweier Tauchgänge praktisch umgesetzt, was vorher in der Theorie besprochen worden war. Dabei wurde an Trimm und Tarierung genauso gearbeitet, wie an Flossenschlagtechniken, Boje setzen und Aufstiegen im Team. Unterstützt durch einen UW-Spiegel, sowie Videoaufzeichnungen konnten die Ausbilder viele hilfreiche Tipps geben. Auch das Retten eines Sidemount-Tauchers konnten jetzt endlich alle mal üben.

Nach gut neun Stunden Kursdauer, fünf davon in der Schwimmhalle, waren alle Teilnehmer zum Ende des Kurses erschöpft aber zufrieden. In der Feedbackrunde gab es einen durchweg positiven Tenor, denn es wurde allen klar: Auch wer schon jahrelang als Ausbilder tätig ist, kann noch etwas dazulernen oder vorhandene Fähigkeiten verfeinern. Gerade auch, weil neue Entwicklungen und Trends neue Herausforderungen für das Tauchen und die Ausbildung hervorbringen, ist ein offener Austausch wichtig und hilfreich.

An dieser Stelle nochmals vielen Dank an die Ausbilder, die trotz schwacher Teilnehmerzahlen und kurzfristiger Absagen, trotz Sonnenschein und Fußball-WM den Kurs mit viel Engagement durchgeführt haben.

Oliver Pfeiffer, UC Baltic Flensburg e.V.

Autor: Erhard Schulz